Wohnmobiltour durch Estland: Die besten Ziele | promobil

2023-02-16 16:12:41 By : Ms. Anita xin

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Estland, der nördlichste unter den baltischen Staaten, bringt als Urlaubsziel eine lange Anreise mit sich. Doch sie lohnt sich. Auf unserer Reise offenbart Estland seinen eigenen Charakter.

Nach zwei Zwischenstopps in Polen und Litauen erreichen wir nach 1.700 Kilometern die estnische Grenze und bleiben gleich zwei Nächte auf dem Mini-Kämping in Kabli. Wir – mein Mann Werner, Hündin Kimba und ich – lassen die Seele baumeln, gehen am Strand spazieren und fahren mit dem Rad durch den Ort. Als langjähriger Schweden-Fan erkenne ich Parallelen zu dem skandinavischen Land. Die liebevoll gestalteten Holzhäuser gefallen mir sehr. Ein wenig sieht es hier so aus wie in den Büchern von Astrid Lindgren. Warum das so ist, werde ich später noch erfahren.

Unser nächstes Ziel ist der Soomaa-Nationalpark. Hier wandern wir durchs Moor und fühlen uns an Berichte über die Tundra in Sibirien erinnert. Wir übernachten das erste Mal auf einem kostenlosen RMK-Platz, der idyllisch an einem Flüsschen gelegen ist. Zugegeben, es ist etwas eng für unsere Selma, einen Carado T 447, aber auf dem in der Nebensaison leeren Platz funktioniert es mit dem Einparken. Eigentlich werden die RMK-Plätze von der Forstbehörde für Zelturlauber bereitgestellt, aber es gibt keine Verbotsschilder für Wohnmobile. Natürlich muss jeder seinen Müll wieder mitnehmen und auch den Inhalt der Campingtoilette. Es sind jeweils Trockentoiletten vorhanden. Heute ist die Feuerstelle frei, da lassen wir es uns nicht nehmen, die letzten mitgebrachten Würstchen zu grillen. Jetzt ist der Kühlschrank leer, aber in Estland gibt es in jedem Supermarkt alles, was das Herz begehrt. Vor allem die Milchprodukte haben es mir angetan.

Mit der Fähre setzen wir zwei Tage später auf die Insel Saaremaa über. Knapp eine Stunde dauert die Fahrt und kostet mit dem Wohnmobil nur 15 Euro. Wir erreichen den Campingplatz Kõiguste Sadam auf einer kleinen Landzunge. Herrlich, so nah am Wasser standen wir noch nie. Am Abend essen wir im dazugehörigen Restaurant leckeren Barsch und genießen noch lange den Sonnenuntergang.

Am folgenden Tag geht es zum Meteoritenkrater in Kali. Es ist beeindruckend, wenn man überlegt, dass dort vor rund 9.500 Jahren Bruchstücke aus dem Kosmos eingeschlagen haben. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir auf dem Campingplatz Tehurmadi. Der Platz ist großzügig mit einem kleinen Schwimmteich angelegt, es gibt kostenlos Holz und etliche Feuerstellen.

Wie überall im Baltikum sind die Plätze nicht nummeriert, man kann sich hinstellen, wie man möchte. Genügend Abstand zum nächsten Nachbarn hat man immer. Bis zum Meer sind es 300 Meter, allerdings ist der Strand voller Algen und lädt nicht zum Schwimmen ein. Nicht mal unsere Kimba mag ins Wasser, aber ein Spaziergang im angrenzenden Kiefernwald entschädigt sie und uns. Dabei treffen wir auf ein Mahnmal, wo 1944 eine spektakuläre Weltkriegsschlacht stattgefunden hat.

Über die Facebook-Gruppe "Baltikum mit dem Wohnmobil" hatten wir Kontakt zu Anne aufgenommen, die sich in unmittelbarer Nähe mit ihrem Mann ein Grundstück gekauft hat. Sie holt uns zu einer Radtour ab, zeigt uns die Umgebung und einen freien Platz für unsere nächste Übernachtung im Hafen von Lõmala. Zunächst besuchen wir aber den größten Leuchtturm des Baltikums auf der Halbinsel Sörve und kehren in netten Cafés ein, die auf der Strecke liegen. Der Platz am Hafen ist idyllisch, nur an- und abfahrende Angler stören ein wenig. Irgendwas weckt mich in der Nacht, ich schaue aus dem Fenster, kann aber nichts Beunruhigendes entdecken.

Dennoch traue ich meinen Augen kaum, so einen Sternenhimmel habe ich das letzte Mal in der Wüste gesehen. Ich schlüpfe schnell nach draußen und genieße den Anblick ohne jegliche Lichtverschmutzung. Sogar die Milchstraße kann ich erkennen. Am nächsten Morgen haben wir Ruhe und unverändert blauen Himmel. Nur die Schwalben sind schon unterwegs und tanzen um uns herum, während wir frühstücken.

Eigentlich wollen wir das Talu-Museum in Viki besuchen, da aber Montag ist, hat es geschlossen und wir setzen unseren Weg rund um Saaremaa fort. Nach erfolgloser Suche eines RMK-Platzes auf einer Schotterpiste lädt uns der kleine Campingplatz am Bärensee zum Bleiben ein. Dort erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang an unserem inzwischen schon obligatorischen Lagerfeuer.

Bevor wir bei Birgit, einem weiteren Facebook-Kontakt, hausgemachten Senf kaufen, besuchen wir die Klippen von Panga Pank und das Gedenkkreuz für die Opfer der Estonia, die 1994 auf ihrer Fahrt von Tallinn nach Stockholm gesunken war. 852 Menschen sind damals umgekommen; die Ursache des Unglücks wurde nie richtig aufgeklärt. Im Anschluss schauen wir bei den Windmühlen von Angla vorbei und besichtigen die Kirche von Karja. Dort sind einige heidnische Elemente zu bestaunen. Ich spende eine Kerze und bedanke mich für die Zeit in diesem wunderbaren Land. Estland ist trotz Christianisierung noch sehr vom Glauben an Naturgeister geprägt, beides lässt sich hier gut vereinbaren.

Eine Fähre bringt uns auf die Insel Hiiumaa, unweit vom Hafen übernachten wir auf einem großzügig angelegten RMK-Platz. Auch Hiiumaa wollen wir einmal umrunden. Drei Nächte bleiben wir auf dem Campingplatz Randmäe in Mangu. Wir stehen ungefähr 100 Meter vom Meer entfernt und haben freie Sicht. Zu früh freue ich mich, hier zu schwimmen, das Meer ist voller Quallen. Dafür gefällt der Spaziergang am Sandstrand – auf unserer bisherigen Reise hatten wir nur Steinstrände gesehen. Das Sanitärgebäude ist wieder einfach, aber sehr sauber, wie bisher überall im Baltikum. Wir zahlen 20 Euro pro Nacht inklusive Strom.

Mit dem Rad erkunden wir das zwölf Kilometer entfernte Städtchen Kärdla. Dort entdecken wir ein modernes Fischgeschäft, wo wir uns für das Hechtfilet entscheiden. Dazu gibt es am Abend das leckere estnische Roggenbrot. Estland ist das erste Land auf unseren langjährigen Reisen, wo wir das deutsche Brot keinesfalls vermissen.

Eine Radtour führt uns zum Leuchtturm in Tahkuna und zu einem weiteren Estonia-Mahnmal. Hier wurde eine Glocke für die Kinder unter den Opfern aufgestellt, die erklingen soll, sobald der Wind aus der gleichen Richtung bläst wie damals an dem Unglückstag. Nach Regen in der Nacht ist es heute ein wenig kühler und somit das ideale Radl-Wetter. So fahren wir noch in die andere Richtung zum Wald der Kreuze, ein kleines einfaches Pendant zum Berg der Kreuze in Litauen.

Weiter geht die Reise in den Süden der Insel, nach Sääretirp, aber nicht bevor wir unseren Wasservorrat an den artesischen Quellen in Kärdla auffüllen. Das Wetter hat umgeschlagen, dunkle Wolken bedecken den Himmel, und ein starker Wind ist aufgezogen. Dennoch laufen wir auf der schmalen Landzunge, bis es nicht mehr weitergeht. Am Abend sitzen wir wieder am Feuer, trotz Wind und Wolken.

Es empfiehlt sich, rechtzeitig die Fähre zum Festland zu buchen, die Plätze sind knapp. Kimba bleibt bei den Überfahrten im Wohnmobil, das ist für sie mit weniger Stress verbunden. 75 Minuten dauert es diesmal, dann noch ein paar Kilometer, um den Camping Pikseke zu erreichen, der ruhig am Stadtrand von Haapsalu gelegen ist. Ohne Strom kostet es 17 Euro. Am Morgen geht es mit dem Rad in die Innenstadt, die uns ausgesprochen gut gefällt.

Der alte Bahnhof ist die erste Sehenswürdigkeit, die uns begeistert. Dort stehen Züge und eine Dampflok aus den 1940er Jahren. Im Inneren des Bahnhofs ist ein Museum untergebracht. Auch in den Mauerresten der alten Bischofsburg kann man ein Museum besichtigen oder in der Burgschänke einkehren. Ein paar Straßen weiter und wir stehen vor dem nächsten Museum.

Dieses ist Ilon Wikland gewidmet, der Illustratorin der Bücher von Astrid Lindgren. 800 Zeichnungen von ihr sind hier ausgestellt und ihr Leben dokumentiert. Sie wurde 1930 in Tartu geboren und ist in Haapsalu aufgewachsen. Nun wird mir klar, warum ich mich in Estland schon die ganze Zeit fühle wie die Kinder aus Bullerbü. Wir fahren weiter zur Seepromenade und bestaunen den alten Kursaal, eine Holzvilla in typischer Bäderarchitektur. Genug Kultur für heute. Zwischen den gepflegten Holzhäusern des Ortskerns sehen wir uns nach einer Einkehrmöglichkeit um. Am Ende entscheiden wir uns für das Café Dietrich und genehmigen uns den vielleicht besten Kuchen unseres Lebens.

Als nächstes steht Tallinn, die Hauptstadt von Estland, auf unserem Programm. Um diese zu besuchen, haben wir uns den Camping Saunapunkt ausgesucht. Auf dem Weg dorthin halten wir noch beim Lost Place in Rummu Karjäär. Dort kann man ein versunkenes Gefängnis in einer ehemaligen Kalksteingrube besichtigen. Es kostet vier Euro Eintritt pro Person, die sich lohnen. Die Kulisse wirkt absolut surreal.

Nur ungefähr 300 Meter vom Camping liegt die Haltestelle eines Regionalzugs. In einer halben Stunde erreichen wir den Hauptbahnhof von Tallinn. Zunächst statten wir der Altstadt einen Besuch ab. Diese hat mittelalterliches Flair und wird von einer Stadtmauer mit Wehrtürmen umgeben. Uns begeistern die schmalen Gassen mit ihren Handwerksbetrieben, die Töpfer und Glasbläser. Im Café de Pierre fühlen wir uns wie aus der Zeit gefallen. Bevor wir mit dem hochmodernen, sehr sauberen Zug zurückfahren, erstehen wir noch einige saftige Steaks in der Markthalle, die sich später als wahrer Gaumenschmaus erweisen.

Der Jägala-Wasserfall, wo wir am nächsten Tag Halt machen, hat mangels Regen sehr wenig Wasser und ist deshalb nicht ganz so imposant. Im ansprechenden Fischerdorf Käsmu kaufen wir Schafswurst und Ziegenkäse. Da es schon spät geworden ist, bleiben wir für eine Nacht bei einem Farm-Stay in Altja. Das kostet 10 Euro ohne jeglichen Service. Dafür gibt es einen großartigen Weg am Meer entlang und ein riesiges Feuer am Strand. An jedem letzten Samstag im August wird so das Ende der Saison begangen. Der Sommer ist vorbei, wir merken das auch; es ist kalt geworden und regnet jetzt öfter.

Nach einem Stopover beim Landgut Palmse mit seinen herrlichen Parkanlagen erreichen wir den Camping Mereoja. Im Vergleich zu allen anderen Plätzen ist das ein wahrer Luxuscamping, der aber nicht mehr kostet als die anderen. In der Dusche hört man sogar Entspannungsmusik, und die Besitzer sind ständig am Putzen und Unkrautjäten. Über eine steile Treppe erreicht man den Sandstrand. Mit Kimba laufen wir lange am Meer entlang und sammeln Treibholz. Später schüttet es wie aus Kübeln; ich backe Blaubeerkuchen im Omnia-Campingofen. Bei Kaffee und Kuchen lässt es sich in unserer Selma gut aushalten. In der Nacht hört sich das aufgewühlte Meer an wie eine riesige Waschmaschine.

Unser letztes Ziel in Estland ist der Peipsi järv. Mein Vater ist dort im Krieg gewesen und hat von diesem See geschwärmt. Bevor wir dort ankommen, besichtigen wir das Nonnenkloster Pühtitsa in Kuremäe. 1891 wurde es als erstes russisch-orthodoxes Kloster von drei Nonnen gegründet. Der Blick in die Kirche mit ihren fünf Kuppeln beeindruckt genauso wie die Fresken und die Gärten. Ich muss meine Haare mit einem Tuch bedecken und wir erleben in Estland zum ersten Mal Maskenpflicht. Am frühen Nachmittag erreichen wir den RMK-Platz Kauksi Telkimsala.

Der Peipus-See ist siebenmal so groß wie der Bodensee und an seiner tiefsten Stelle nur acht Meter tief. Ein feinkörniger Sandstrand säumt das Ufer, an dem man stundenlang entlangspazieren kann. Als wir am Abend am Lagerfeuer sitzen, trauen wir unseren Augen nicht, zwei vorwitzige Jungfüchse wagen sich nahe an uns heran. Kimba ist im Wohnmobil und bekommt von alldem nichts mit. Wir bleiben noch zwei Nächte und bekommen jeden Abend Besuch von den Füchsen, einmal stibitzen sie in der Nacht Werners Gummistiefel und hinterlassen zum Schluss eine abgefressene Kante als Souvenir.

Noch mehr Tipps für eine Wohnmobil-Reise ins Baltikum erhalten Sie hier. Wenn Ihnen das Baltikum zu weit ist, können Sie ein wenig Ostseeluft auch in Deutschland schnuppern. Hier haben wir einen Kurztipp zur Inspiration.

Estland ist zwar sehr weit entfernt für einen Trip im Wohnmobil, wer die Reise auf sich nimmt, wird aber belohnt. Wunderschöne einsame Campingplätze warten auf Wohnmobil-Reisende, die sich aufmachen die einzigartige Natur zu erkunden. Hervorragend lassen sich die Städtchen und Strände mit dem Rad erkunden, bevor es zurück zum Camp direkt am Wasser geht.

Mit dem Wohnmobil erkunden wir die wunderschöne Landschaft der Vulkaneifel.

Das Hochsauerland ist ein tolles Urlaubsziel für winterliche Touren.

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